Helau und Alaaf zu Fasching, Fastnacht, Karneval - Ursprung und Brauchtum

Ob Fastnacht, Karneval oder Fasching – die fünfte Jahreszeit hat viele Anhänger. Doch warum feiert man die närrischen Tage eigentlich?

Ausgelassen, fröhlich und voller Lebensfreude feiern die Narren und Jecken die Tage vor der entbehrungsreichen Fastenzeit. Denn am Aschermittwoch, 46 Tage vor Ostern, ist das bunte Treiben dann wieder vorbei!
 

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Fastnacht, Fasching, Karneval
 Los geht´s am 11.11. um 11:11 Uhr   

Die Fünfte Jahreszeit" - die Zeit der Narren und Jecken - beginnt am 11.11. um 11:11 Uhr  und endet am Aschermittwoch. Aber warum beginnt die Fastnachtszeit und Karnevalsaison ausgerechnet am 11.11? Interpretationen dieser Zahl gibt es viele. Im religiösen Sinne gilt die Zahl als Symbol der Sünde und mahnt zur Umkehr. Sie ist die erste Zahl, die die zehn Gebote überschreitet. Zum anderen bedeutet die 1 plus 1 die Einheit und Gleichberechtigung aller Jecken im Karneval. Die Elf hat auch einen politischen Bezug. Seit der Französischen Revolution steht ELF für E = Egalité, L = Liberté und F = Fraternité (Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit).  Die Zahl 11 gilt aber auch als magische Zahl und  als Glückszahl. Als Narrenzahl hat sich die Zahl 11 zu beginn des 19.Jahrhunderts mit dem "Elfer-Rat", dem Parlament des Narrenreichts etabliert. 

Je nach Region beginnt der Start in die Fünfte Jahreszeit  mit unterschiedlichen Ritualen. Vor Rathäusern, auf Plätzen und in Kneipen wird gefeiert.  Die meisten Karnevalsvereine beginnen mit ihren Sitzungen jeooch erst im Januar und die eigentliche Straßenfastnacht beginnt mit der Weiberfastnacht, am Donnerstag vor Rosenmontag.  Während der Weiberfastnacht herrschen die Frauen. Schon im 14. Jahrhundert erhielten die Frauen an diesem Tag Einladungen zum Tanz und veranstalteten später selbst Feste, während derer Sie über die Männer befehlen durften. Heutzutage stürmen die Frauen die Innenstädte und Rathäuser und bemächtigen sich der Krawatten sowie Schnürsenkel des vermeintlich stärkeren Geschlechtes. Auf das Weiberspektakel folgt der Rosenmontag . Der Begriff geht vermutlich auf den altdeutschen Ausdruck „rosen“ zurück, was toben und rasen bedeutet. An diesem besonderen Montag säumen hunderttausende Jecken die Straßen und bejubeln die oft kilometerlangen Karnevalsumzüge. Mit Mutzenmandeln, Krapfen, eindrucksvollen Kostümen, Alaaf und Helau geht die Fünfte Jahreszeit dem Ende zu.  Am Aschermittwoch ist alles vorbei. Die Karneval-Saison ist beendet und die Fastenzeit beginnt.

Alaaf und Helau
Wenn der Kölner "Alaaf" ruft meint er „all ab“. "Kölle alaaf" heißt daher soviel wie „Köln vor allen oder allem anderen“.  Der Düsseldorfer Karnevalsruf "Helau" leitet sich wahrscheinlich aus dem Zuruf "hell auf" her - „hell“ bedeutet hier gescheit.

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So entstand  Karneval

Wie Karneval entstand und was es sonst noch so mit der Fünften Jahreszeit auf sich hat, erklärt Ingrid Grimm (Gütegemeinschaft Kerzen): Mit Karneval ist in erster Linie die rheinische Variante in den Hochburgen von Köln, Düsseldorf und Mainz gemeint. Der Ursprung des Wortes ist umstritten: Der Spruch der Fastenzeit „carne vale“ (aus dem Lateinischen), der „Fleisch lebe wohl“ bedeutet, ist vermutlich der Ursprung des Wortes  „Karneval“.  Das Wort Fastnacht und seine regionalen Abwandlungen wie Fassenacht, Fasnacht, Fasnet,  Fasent, Faslam werden vor allem in Hessen und Rheinhessen, in der Pfalz, sowie in Baden, Schwaben und dem Saarland verwendet. Fasching heißt es eher in Bayern, Sachsen und in Norddeutschland. Die Fastnacht bezeichnete ursprünglich den letzten Tag (später die letzte Woche) vor dem Beginn der Fastenzeit. In der christlichen Tradition hatte dieser Tag eine besondere didaktische Bedeutung: Die gotteslästernden Ausschweifungen in der Fastnacht sollten die Herrschaft des Teufels symbolisieren – die jedoch nur einen Tag anhielt, was die Vergänglichkeit des Teufels und des Menschen zeigte. Denn am Aschermittwoch waren die rauschenden Feste vorbei....! Dies verdeutlichte die unausweichliche Umkehr zu Gott.

Der Brauch im Wandel der Jahrhunderte
Das närrische Fest hat eine lange Tradition. Ob nun in Mesopotamien im 3. Jahrhundert vor Christus oder im antiken Rom zu Ehren des Gottes Saturn (Saturnalien): all diese vorchristlichen öffentlichen Feste haben mit dem heutigen Karneval etwas gemeinsam! Jedermann konnte mitfeiern und sich ohne Einschränkungen zu Wort melden, da die bestehende gesellschaftliche Ordnung außer Kraft gesetzt wurde. Sklave und Herr, Mächtiger und Untertan tauschten zeitweise sogar ihre Rollen. So wie auch heutzutage die Narren mit Hilfe von Kostümen, Perücken und Schminke in „ eine andere Haut schlüpfen“, die Rathäuser „stürmen“ und statt des Bürgermeisters bis Aschermittwoch „regieren“.

Es gibt verschiedene Theorien über den Ursprung des Karnevals. Zum einen soll der Karneval seinen Ursprung in den heidnischen Bräuchen der Kelten, Römer und Griechen haben, zum anderen ausschließlich in der christlichen Feier der Fastnacht, also in der Nacht vor dem Fastenbeginn. Vorstellbar ist, dass die heidnischen Bräuche und Sitten in den christlichen Kontext übernommen und integriert wurden. So kann man z. B. die Kostüme und Masken erklären: Im Frühjahr verkleideten sich die Kelten mit Masken der Fruchtbarkeitsgottheiten, um die bösen Winterdämonen zu vertreiben. Die heidnischen Masken und Verkleidungen blieben auch in der christlichen Zeit erhalten, die Symbole wurden aber den christlichen Bedürfnissen angepasst. Im mittelalterlichen Europa vom 12. Jahrhundert bis zum Ende des 16. Jahrhunderts veranstaltete man in Kirchen und Klöstern „Narrenfeste“ - zuerst Anfang Januar, am Epiphaniastag, dann in der Fastnacht. Einmal im Jahr durften die strengen Regeln des klösterlichen und kirchlichen Lebens ungestraft gebrochen, ja sogar verhöhnt werden– wie beispielsweise in der Eselsmesse: Alle Beteiligten trugen Tierkostüme, ein „Narrenbischof“ hielt die Messe, statt Messgesang erklangen Tierlaute und zweideutige Lieder in der Kirche. Die Kirche duldete die ausartenden Feste als mahnendes Negativbeispiel, in der kirchliche Hierarchien auf den Kopf gestellt und Rituale verspottet wurden. So tauschten die unteren Kleriker Rang und Privilegien mit den höheren Geistlichen, sogar ein „Narrenpapst“ wurde gewählt. Die Einwohner der Städte wurden durch die Prozessionen am Fest beteiligt.

Im deutschen Raum wurde die Fastnacht insbesondere im 14. und 15. Jahrhundert gefeiert. Die gotteslästernden Ausschweifungen in der Fastnacht sollten die Herrschaft des Teufels symbolisieren – die jedoch nur einen Tag anhielt, was die Vergänglichkeit des Teufels und des Menschen zeigte: Denn am Aschermittwoch war ja alles vorbei...! Dies  verdeutlichte die unausweichliche Umkehr zu Gott und seinen Sieg. Durch die Fastenzeit begann eine Zeit der Reue und Vergebung. Der Spruch der Fastenzeit „carne vale“, der „Fleisch lebe wohl“ bedeutet, ist Ursprung des Wortes „Karneval“. Die Reformation schaffte die Fastenzeit ab. Deswegen verlor die Fastnacht und deren Bräuche bei den protestantischen Gläubigen ihre Bedeutung und überlebte fast nur in den katholisch geprägten Gebieten.

Im Barock und Rokoko entfernte man sich von der christlichen Tradition der Fastnacht und feierte rauschende Masken- und Kostümbälle auf Schlössern und Fürstenhöfen, inspiriert von den Figuren der italienischen Comedia dell’Arte.

Die Entwicklung zum Straßenkarneval ist den Handwerkszünften in den Städen des 18. Jahrhunderts zu verdanken. Sie verkleideten sich und veranstalten satirische Aufführungen insbesondere vor den Häusern reicher Bürger. Auf witziger und ironischer Weise konnten sie an den Hierarchien der Stände rütteln und wurden am Ende sogar von den reichen Bürgern bewirtet. Im frühen 19. Jahrhundert übernahm das Bürgertum die Festveranstaltung, so z.B. auch in der Karnevalshochburg Köln. Die Karnevalsvereine in Köln, Düsseldorf und Mainz entstehen und haben bis heute regen Zulauf!

Faschingsorden
Wenn man sich das Wort Faschingsorden genauer ansieht, ist es durchaus widersprüchlich. Hier den närrischen Fasching einerseits, dort den ernsten Orden andererseits. Und aus diesem Widerspruch leitet sich auch sein Ursprung ab. Denn die ersten Karnevalsorden sollen aus Köln stammen und galten dort als Symbol gegen die preußische Obrigkeit. Mit der Vereinnahmung in den Karneval nahm man die Orden und damit die Preußen nicht ernst und strafte sie mit Geringschätzung ab.Diese Bedeutung hat sich im Laufe der Zeit wieder gewandelt. Heute werden Faschingsorden kurioserweise auch als Auszeichnung vergeben. In einigen Regionen werden sie auch verkauft, um so den teilweise aufwändigen Fasching bzw. Karneval zu finanzieren.

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