Die meisten kommen zum Kuren nach Franzensbad, Marienbad und Karlsbad. Doch auch für alle, die sich – wie wir – einfach eine kurze Auszeit gönnen wollen, ist diese Region ein Traum. Es ist herrlich, durch die prunkvollen Kurorte zu spazieren und die Seele in den Parklandschaften baumeln zu lassen. Auf unserer Kurzreise haben wir alle drei berühmten Bäder besucht. Jedes hat seinen ganz eigenen Reiz - und doch hat uns einer besonders gut gefallen. Unsere Tour begann in Franzensbad, führte uns nach Marienbad und endete in unserem Favoriten: Karlsbad
Auf dem Weg nach Marienbad legten wir einen Stopp in Franzensbad (Františkovy Lázně) ein. Franzensbad wurde 1793 von Kaiser Franz I gegründet. Er ist der kleinste der drei Kurorte und sehr idyllisch und beschaulich.
Pavillon - Klassizistische Eleganz im Kurpark
Das Herzstück der Stadt sind die ausgedehnten Kurparks mit ihren Kolonnaden, Pavillons und Heilquellen. Übrigens: In Franzensbad entstanden auch die ersten Moorbäder der Welt.
Kaiserbad
Rund um die Parklandschaft gruppieren sich elegante Hotels, das Kaiserbad für Kuranwendungen und das Aquaforum zum Schwimmen. Außerdem eine kleine Promenade mit Geschäften und Restaurants. Wer Ruhe und Erholung sucht, ist hier goldrichtig.
Bezaubernd liegt die Glauberquelle-Trinkhalle im Kurpark. Hier kann man Wasser aus mehrern Heilquellen kosten. Vor Ort werden gegen Gebühr einfache Plastikbecher angeboten - doch stilechter genießt man das mineralische Wasser aus dem traditionellen Kurbecher (lázeňský pohárek)
Kurbecher: Stilvoll von Quelle zu Quelle
Der Kurbecher (lázeňský pohárek) ist eine Tradition, die auch in den anderen Kurbädern dazu gehört. Mit dem typischen Gefäß in der Hand – einer Mischung aus Tasse und Schnabel – flanieren Kurgäste und Einheimische, jung und alt von Quelle zu Quelle. Der schmale Ausguss ist gewollt, denn das warme, mineralhaltige Heilwasser wird langsam getrunken, damit es seine Wirkung optimal entfalten kann.
Nach unserem Aufenthalt in Franzensbad ging es weiter nach Marienbad (Mariánské Lázně)., wo wir drei Nächte verbrachten. Viele Gäste kommen für Kuranwendungen auf Rezept in die zahlreichen Hotels, die dafür bestens ausgestattet sind. Das war uns vorher gar nicht so bewusst.
Gesellschaftshaus und Hotel
Marienbad ist mit rund 14.200 Einwohnern die zweitgrößte Kurstadt in Tschechien und verfügt über 40 Mineralquellen. Kein Wunder also, dass sich hier im Laufe der Jahrhunderte Berühmtheiten aus aller Welt ein Stelldichein gaben – von Goethe über englische Könige und Kaiser bis zu Chopin, Gustav Mahler, Nietzsche, Kafka, Kipling und Mark Twain.
die Singende Fontäne und die prächtige Kurkolonnade
Das absolute Highlight von Marienbad ist der weitläufige Kurpark mit der berühmten Singenden Fontäne, die alle zwei Stunden Scharen von Besucher*innen mit musikalischen Klängen anzieht.
Elegante Kurkolonnade in Marienbad
Ein weiterer Höhepunkt ist die Kreuzquelle und die imposanten Kurkolonnade aus Gusseisen, Stahl und den kunstvollen Deckenfresken. Als das Westböhmische Symphonieorchester mittags hier Walzerklänge und Musical-Melodien erklingen lies, lag eine richtig romantische und beschwingte Atmosphäre in der Luft.
Süsser Genuss: frisch gebackene Oblaten
Und natürlich darf bei einem Besuch im Bäderdreieck eines nicht fehlen: die berühmten Oblaten. In Marienbad werden sie warm gegessenn und duften unwiderstehlich nach Vanille, Nüssen oder Zimt. Am besten genießt man sie direkt auf der Promenade – knusprig, süß und mit einem Hauch Nostalgie.
Blick auf die Karolinaquelle im weitläufigen Kurpark
Abends haben wir Marienbad erstaunlich ruhig erlebt. Die meisten Gäste essen offenbar in ihren Hotels, sodass die Restaurants relativ früh schließen und der Ort in eine fast stille Atmosphäre taucht. Allerdings: wenn die Singende Fontäne gegen 23 Uhr in farbigem Lichterglanz erstrahlt und die Musik erklingt, strömen noch einmal viele in den Kurpark, um das Spektakel zu erleben.
Nächtliches Schauspiel - die Singende Fontäne illuminiert in strahlenden Farben
Auch abseits des Kurparks lohnt sich ein Bummel vor allem für Architekturfans. An jeder Ecke gibt es Bauwerke mit aufwändigen Fassadendetails zu entdecken. Wer mehr Zeit mitbringt, kann sich auf eine der vier Heilklimawanderungen in der Umgebung begeben, Radeln oder Ausflugsziele in der Nähe erkunden. (dazu am Ende mehr)
Karlsbad (Karlovy Vary) hat uns auf Anhieb begeistert. Die Stadt strahlt eine unvergleichliche Eleganz aus, ist lebendig – und selbst am Abend pulsiert hier noch das Leben. Cafés, Restaurants und Bars sind gut besucht, und entlang der gut 2 Kilometer langen Promenade - die sich am Fluss Teplá entlang zieht - flaniert man bis spät in die Nacht. Wir verbrachten drei Tage in Karlsbad und hätten es locker noch länger ausgehalten.
Gegründet wurde Karlsbad um 1350 von niemand Geringerem als dem böhmischen König und römischen Kaiser Karl IV. Der Legende nach entdeckte er die heißen Quellen während einer Jagd – und legte damit den Grundstein für den größten Kurort im Böhmischen Bäderdreieck.
Prunkvolle Häuser säumen die Promenade in Karlsbad
Natürlich dreht sich in Karlsbad alles ums Heilwasser. Die Stadt ist bekannt für ihre achtzig heißen und kalten Quellen, deren Temperatur von 9 bis 73,5 Grad reicht. Der bekannteste ist der „Sprudel“ – eine heiße Quelle, die ihr Wasser bis zu 12 Meter hoch aus dem Boden schießt.
Quellbrunnen, aus dem das heilende Wasser fließt
Gleich fünf prachtvolle Kolonnaden sorgen dafür, dass das Flanieren in Karlsbad selbst bei Regen ein Vergnügen bleibt. Dazwischen sprudeln die Thermalquellen.
Die Müllbrunnkolonnade ist die größte der Stadt Besonders eindrucksvoll ist die Müllbrunnenkolonnade mit ihren Quellen und 124 Säulen. So wie in Marienbad, finden auch hier mittags Kurkonzerte statt.
Die romantische Parkkolonnade umgeben von einem Park
Zwischendurch lässt es sich wunderbar in gepflegten Parkanlagen entspannen, in stilvollen Cafés verweilen oder in exklusiven Boutiquen stöbern. Auch wir haben uns treiben lassen, die entspannte Atmosphäre genossen und die beeindruckenden Bauwerke bewundert.
Die filigrane Marktkolonnade im Schweizerstil ist komplett aus Holz gefertigt und wirkg fast wie aus einem Märchen
Mit dem Kurbecher in der Hand pilgern Gäste und Einheimische ganz traditionell von Quelle zu Quelle, um das heilende Wasser zu probieren.
Mit dem Kurbecher von Quelle zu Quelle
In Karlsbad findet man nicht nur eine Stilrichtung, sondern einen faszinierenden Mix aus Barock, Klassizismus, Historismus und verspieltem Jugendstil. Viele der prachtvollsten und markantesten Bauwerke, wie das Stadttheater und das imposante Kaiserbad, wurden vom berühmten österreichischen Architekten Ferdinand Fellner entworfen. Die Anziehungskraft dieser Architektur war schon immer groß und zog gekrönte Häupter, Künstler und Dichter wie Goethe magisch an. Goethe, der in Karlsbad insgesamt 3 Jahre verbrachte - spielt hier übrigens überall eine Rolle: in Straßennamen, Denkmälern und historischen Gebäuden.
Das prachtvolle Kaiserbad - einst luxuriösestes Kurhaus Karlsbads Das Kaiserbad gehört zu den imposantesten Bauwerken Karlsbads. Ende des 19. Jahrhunderts als luxuriösestes Kurhaus der Stadt eröffnet, empfing es gekrönte Häupter und wohlhabende Gäste aus aller Welt. Heute wird es nicht mehr als Badehaus genutzt – stattdessen beherbergt es einen Konzertsaal und eine Bibliothek und kann im Rahmen öffentlicher Führungen besichtigt werden. Eine besondere Kuriosität: Bereits 1893 entstand hier das erste „Fitnesscenter“ der Stadt – ausgestattet mit 55 mechanischen Geräten zur therapeutischen Körperbewegung. Wer hätte gedacht, dass Karlsbad in Sachen Wellness und Sport schon damals so fortschrittlich war?
Das Stadttheater birgt Spuren von Gustav Klimt
Das prachtvolle Stadttheater von Karlsbad ( erbaut 1884 -1886) ist schon von außen eine Augenweide. Ein besonderes Highlight verbirgt sich im Inneren: der monumentalen Vorhang „Apotheose der Dichterkunst“, an dem auch der berühmte Gustav Klimt mitgewirkt hat. Leider war das Theater geschlossen, sodass wir dieses Meiserwerk nicht selbst bewundern konnten.
Das Grandhotel - Pupp - eine Legende der Hotellerie
Auch legendäre Hotels wie das Grandhotel Pupp, das Hotel Imperial oder das Quisisana Palace sind wahre Schmuckstücke. Im Haus zu den drei Mohren wohnte Wolfgang Goethe bei seinen Kuraufenthalten gleich neunmal. Eine Inschrift am Eingang und eine Gedenktafel erinnern an seine Besuche.
Dieses herrliche Jugendstilhaus wurde um 1900 für den Schneidermeister Felix Zawojski erbaut. Sein Modeatelier zählte Könige und andere Prominente aus ganz Europa zu seinen Kunden. Zur Zeit seiner Entstehung galt es als eines der spektakulärsten Gebäude der Stadt Architekturjuwel im Westen- eine von vielen prachtvollen Villen
Im mondänen Villenviertel Westend reiht sich eine prachtvolle Residenz an die nächste – mit kunstvollen Balkonen, Türmchen, Erkern und liebevoll gepflegten Gärten. Wir kamen aus dem Staunen (und Fotografieren) gar nicht mehr heraus.
Die rekonstruierte Villa wurde ursprünglich als Sanatorium erbaut, war später Kurhaus und heute Hotel
Der Sinn dieses neuen Kurviertels war wohl, ein repräsentatives „Schaufviertel“ für die betuchte internationale Kundschaft zu schaffen. Entsprechend stehen hier Baustile verschiedener Länder harmonisch nebeneinander – eine architektonische Weltreise auf kleinstem Raum. Passend dazu wurden auch Kirchen für unterschiedliche Glaubensrichtungen errichtet.
Orthodoxe Kirche St. Peter und Paul mit ihren goldenen Kuppeln
Am beeindruckendsten fanden wir die russisch-orthodoxe Kirche St. Peter und Paul mit ihren goldglänzenden Zwiebeltürmen, die im Sonnenlicht fast märchenhaft wirken. Ihr Inneres ist reich mit Ikonen und kunstvollen Malereien geschmückt – ein Hauch von Russland mitten in Böhmen.
Natürlich kommt man an den berühmten Produkten der Stadt nicht vorbei: Der berühmte Kräuterlikör Becherovka wird seit 1807 nach geheimer Rezeptur aus Kräutern, Gewürzen und reinstem Karlsbader Wasser hergestellt. Man genießt ihn eiskalt, pur oder als „Beton“ (Becherovka mit Tonic Water). Natürlich haben wir es uns nicht nehmen lassen, den traditionellen Likör zu probieren. Ehrlich gesagt: mir war er ein bisschen zu stark.
An Becherovka kommt man in Karlsbad nicht vorbei
Das Mineralwasser von Mattoni, die süßen Kuroblaten oder das weltbekannte Moser-Glas und Karlsbader Porzellan sowie Heilkosmetik auf Basis der örtlichen Quellen gehören ebenfalls zu den Originalen, die man mit Karlsbad verbindet.
Typisch Böhmische Küche: Gulasch mit Knödel
Kulinarisch hat Karlsbad deftige und herzhafte böhmische Küche zu bieten. Wir ließen uns Knödel mit Gulasch und Schweinebraten mit Kraut schmecken. Und natürlich gehört in Tschechien auch Bier dazu – und zwar nicht nur das klassische Pils. Besonders angetan hat uns ein süffiges Pflaumenbier in "Goethes Bierhaus", wo der berühmte Dichter selbst einst einkehrte. Wer Bier einmal ganz anders erleben möchte, kann in Karlsbad sogar ein „Bierbad“ nehmen – baden in warmem Bier, Hopfen und Hefe, angeblich gut für Haut und Kreislauf. Ob es wirkt? Wir haben es nicht getestet.
Dieser Aussichtspunkte ist zu Fuss erreichbar
Rund um Karlsbad führen Spazier- und Radwege zu mehreren Aussichtspunkten – ideal, um die Stadt auch einmal aus der Vogelperspektive zu erleben. Besonders beliebt ist der Diana-Aussichtsturm (560 Meter), den man bequem mit der Standseilbahn erreicht. Oben warten nicht nur ein herrlicher Panoramablick, sondern auch ein Ausflugsrestaurant, ein Spielplatz und sogar ein kleiner Schmetterlingsgarten.
Die Lichter spiegeln sich im Fluss, Restaurants und Bars sind gut besucht, und entlang der Promenade herrscht eine angenehme, internationale Atmosphäre. FAZIT: Für uns war Karlsbad die perfekte Mischung aus Kurtradition, urbanem Leben und stilvoller Leichtigkeit – und damit unser Favorit im Bäderdreieck.
Eigentlich braucht man in den Kurorten gar keine zusätzlichen Programmpunkte – die prachtvollen Promenaden, Parks und Kolonnaden bieten schon genug Stoff für erlebnisreiche Tage. Trotzdem haben wir zwei kleine Abstecher zu touristischen Sehenswürdigkeiten gemacht. Auf dem Weg dorthin fuhren wir über Land und bekamen einen Einblick in die weniger mondäne Seite Tschechiens – kleine Dörfer, Felder, Wälder und das ganz normale Alltagsleben abseits der glamourösen Kurwelt.
Kloster Teplá - spirituelles und kulturelles Zentrum der Region
Unser erster führte uns zum Kloster Teplá, eine Prämonstratenser-Abtei aus dem 12. Jahrhundert. Während einer Führung hatten wir Gelegenheit, die älteste Bibliothek Tschechiens zu besichtigen.
Aussichtsturm Schönfeld oberhalb von Krásno Der zweite Stopp war der Aussichtsturm Schönfeld in Krásno. Der 777 Meter hohe Turm ähnelt mit seiner auffallenden Form dem Turm von Babel. Hat man die spiralförmige Wendeltreppe an der Außenwand geschafft, bietet sich ein herrliche Blick über die umliegende Landschaft.
Malerisches Petschau mit seiner Burg über dem Fluss
Ebenfalls sehenswert: Petschau (Bečov nad Teplou) mit seiner malerischen Burg- und Schlossanlage, die sich über dem Fluss Teplá erhebt. Wer mehr Inspiration sucht, findet auf der offiziellen Tourismus-Website von Tschechien eine Übersicht über weitere touristische Sehenswürdigkeiten der Region.
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