Gestern haben wir Idstein besucht – ein Ort wie aus dem Bilderbuch! Zwar ist die Stadt nicht groß, aber so bezaubernd, dass wir fast vier Stunden dort verbracht haben. Die Altstadt ist ein echtes Schmuckstück: verwinkelte Gassen, eindrucksvolle Fachwerkhäuser und eine Atmosphäre, die sofort entschleunigt, denn die Altstadt ist komplett autofrei!
Killingerhaus Idstein - ein architektonisches Juwel
Unser Rundgang begann direkt im Herzen der Altstadt, am König-Adolf-Platz. Im wohl prächtigsten Fachwerkhaus Idsteins – dem Killingerhaus (1615) – befinden sich heute das Stadtmuseum und die Touristeninformation. Hier könnt Ihr euch mit Infomaterial und einem Stadtplan eindecken.
Aufwendige Holzschnitzereien am Killingerhaus in Idstein
Das im Renaissance-Stil erbaute Killingerhaus mit seinen filigranen Schnitzereien, die aus dem vollen Holz herausgearbeitet wurden, ist ein architektonisches Juwel und ein Meisterwerk der Handwerkskunst
Rathaus, Schiefe Haus und Kanzleitor in Idstein
Rund um den König-Adolf-Platz stehen neben dem Killingerhaus noch viele weitere imposante Fachwerkhäuser, wie das Rathaus (1698) und das markante „Schiefe Haus“ (1727). Mann kann eine ganze Weile damit zubringen, sich umzusehen. Hinter jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken - und überall gibt es Sitzmöglichkeiten zum Verweilen.
Was Idstein so besonders macht, sind zweifellos seine "über 200 Fachwerkhäuser", die sich wie ein buntes Bilderbuch durch die Altstadt ziehen. Viele stammen aus dem 16. bis 18.Jahrhundert und sind mit auffäligem Fassadenschmuck verziert - von filligranen Schnitzereien über kunstvolle Inschriften bis hin zu farbenfrohen Bemalungen. Man verliert sich fast in diesem malerischen Gewirr, wo sich ein liebevoll restauriertes Schmuckstück ans nächste reiht.
Kunstvoll gestalteter Fensterker mit Schweifgiebel
Auffällig sind auch Häuser, die leicht nach vorne geneigt sind („Schaukästen“) – das diente früher dazu, mehr Raum im Obergeschoss zu schaffen und Regen vom unteren Mauerwerk fernzuhalten.
Neidköpfe - Schutz gegen Neid und Missgunst
Beim Bummel durch Idstein fallen uns immer wieder kunstvoll geschnitzte Köpfe an den Fassaden auf - mal mit herausgestreckter Zunge, mal mit schaurigen Gesichtern, oder grimmigem Blick. Diese sogenannten Neidköpfe oder Schreckköpfe hatten früher eine ganz bestimmte Funktion: Sie sollten böse Geister und Unglück fernhalten und potentiellen Neidern werden die Zungen herausgestreckt. Eine spannenden Mischung aus Aberglaube und Handwerkskunst.
Hoerhof (1620)
Die Antwort liegt in der Geschichte: Idstein war eine bedeutende "Residenzstadt der Grafen von Nassau-Idstein". Diese Stellung brachte Wohlstand, Kaufleute und Handwerker in die Stadt. Die repräsentativen Fachwerkhäuser waren damals ein klares Zeichen für Reichtum und gesellschaftlichen Status. Man wollte zeigen, was man hatte - und so wetteiferten die wohlhabenden Bürger mit ihren prächtigen Fassaden.
Versteckte Gassen in Idstein
Wir haben uns treiben lassen – von Gasse zu Gasse, von Fachwerk zu Fachwerk. Dabei entdeckten wir entzückende Ecken und schnuckelige, kleine Details an Fenstern, Türen und Fassaden. Ideal für alle, die gern fotografieren, flanieren und entdecken. Auch ein Blick in die **Stadtkirche** lohnt sich. Die schlichte Kirche überrascht im Inneren mit zahlreichen Gemälden von Malern der Rubensschule und einer üppigen Ausstattung.
Etwas abseits der Altstadt beginnt die "Barocke Vorstadt“ mit einigen besonders reizvollen Straßen: Weiherwiese, Borngasse, Obergasse, Kreuzgasse und Zuckerberg.
Rausgeputzt und restauriert - die Barocke Vorstadt Idstein
Die "Barocke Vorstadt“ entstand ab 1685, nachdem Fürst Georg August Samuel die Stadtmauer abreißen ließ, um Platz für eine neue Stadterweiterung zu schaffen. Die Besonderheit: Alle Häuser sind gleich hoch und wurden auf kleinen Parzellen in einheitlicher Bauweise errichtet. Anders als das verspielte Fachwerk wirkt dieser Stadtteil klarer – aber dennoch charmant.
Typische Fachwerkreihe in der Kreuzgasse
Der beste Aussichtspunkt einer Stadt? Natürlich – von oben! Auch in Idstein lohnt sich der Weg hinauf: Der Hexenturm, das Wahrzeichen der Stadt, ragt weithin sichtbar über die Dächer der Altstadt. Leider war der Turm bei unserem Besuch geschlossen – der Aufstieg ist also auf die Wunschliste für das nächste Mal gewandert. 👉 Öffnungszeiten Burgturm Aber auch von unten ist der Hexenturm beeindruckend. Ursprünglich als Bergfried der mittelalterlichen Burg erbaut, stammt er aus dem 12. Jahrhundert und ist eines der ältesten Gebäude Idsteins.
Hexenturm - das älteste Gebäude Idsteins
Seinen heutigen Namen trägt der Hexenturm erst seit dem 19. Jahrhundert – lange nach seiner eigentlichen Nutzung als Wehrturm. Der Name geht auf die Zeit der Hexenverfolgungen im 17. Jahrhundert zurück, als in Idstein unter Graf Johann von Nassau rund 35 Frauen und Männer der Hexerei beschuldigt und hingerichtet wurden.
Residenzschloss Idstein
Direkt beim Hexenturm schließt sich die ehemalige Burganlage von 1565 an, zusammen mit dem Alten Amtsgericht. Heute werden die Gebäude größtenteils von der Stadtverwaltung genutzt. Das Idsteiner Schloss, im Stil der Renaissance von den Grafen und Fürsten von Nassau-Idstein erbaut, beherbergt inzwischen ein Gymnasium. Die Adelslinie selbst ist längst erloschen – doch ihr architektonisches Erbe prägt die Stadt bis heute.
Altes Amtsgericht
Unser Fazit: Idstein ist klein, charmant und perfekt zum Bummeln & Staunen. Wer Fachwerk mag, historische Orte liebt und einfach mal ein paar Stunden in schöner Umgebung verbringen will, ist hier genau richtig. 👉 Unser Tipp: Früh kommen, vor allem am Wochenende, denn Idstein ist zwar kein Geheimtipp mehr – aber definitiv einen Besuch wert.
Wer noch mehr Geschichte erleben möchte, dem empfehlen wir einen kleinen Abstecher vor die Tore Idsteins zum Römerturm. Er liegt etwas außerhalb von Idstein, auf einer Anhöhe zwischen Feldern und Wiesen – und ist schon von Weitem sichtbar.
Römerturm bei Idstein
Dieser nachgebaute Wachturm, wie sie einst am Limes standen wurde zum UNESCO-Welterbe gekürt.. Er erinnert daran, dass Idstein einst an der Grenze des Römischen Reiches lag. Tafeln vor Ort informieren über die Geschichte des Limes und den römischen Alltag in der Region. Der Ort direkt an der Straße bietet eine schöne Aussicht ins Umland – und ist mit dem Auto in wenigen Minuten erreichbar. Perfekt für einen kleinen Abschluss unseres Idstein-Besuchs.
Werbung